Wenn eine Redaktion aufgelöst wird, ist das in der journalistischen Welt normalerweise ein Grund zur Trauer. Die Redaktion, die am vergangenen Montag ihre letzte Ausgabe abgeliefert hat, kann sich dagegen vielleicht mit Wehmut, aber doch gut gestimmt auf den Heimweg machen: Nach mehr als zehn Jahren wurde der Keiler, die Feldzeitung der Bundeswehr für Bosnien-Herzegowina, eingestellt.

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Hintergrund ist die deutliche Reduzierung – wenn auch noch nicht das Ende – der westlichen Militärpräsenz in Bosnien: Bis zum Jahresende wird die Zahl der Bundeswehrsoldaten, die dort unter EU-Kommando Dienst tun, auf 200 bis 400 reduziert. Das Feldlager in Rajlovac bei Sarajevo wird demnächst aufgelöst: Immerhin ein Anzeichen, dass ein Auslandseinsatz auch mal ein Ende finden kann. Auch wenn es dort, wo die Situation weniger problematisch ist als im Kosovo oder gar in Afghanistan, mehr als ein Jahrzehnt gedauert hat.

Das Ende einer Ära, so erinnert sich die Redaktion in ihrer 555., der letzten Ausgabe, war die am häufigsten benutzte Überschrift in all den Jahren.  Kein Wunder: Zunächst alle sechs, später alle vier Monate kam ein neues deutsches Kontingent nach Bosnien-Herzegowina. Ebenso zeitlos ist vermutlich auch die Erinnerung des ersten Redakteurs, des heutigen Oberst der Reserve Helmut Michelis, an die internen Probleme der ersten Ausgaben: Ich musste mich zunächst massiv gegen die Vorgabe plumper Goldstaub-Berichterstattung und das Verschweigen von Missständen wehren, schreibt er in einem Rückblick im letzten Keiler. Hätten wir das zugelassen, wäre das Vertrauen der Soldaten in den Keiler gleich verloren gegangen.

Die erste Ausgabe war übrigens zwölf Seiten stark, das letzte Heft 28 Seiten. Beide Keiler zum Nachlesen hier

[update: Da ist mir was bei dem Umfang der ersten Ausgabe durcheinandergeraten. Die zwar zwölf Seiten stark, nicht zwei, wie ich irrtümlich geschrieben habe.] 

4 Réponses to “”

  1. FGS-SiPol Says:

    Wenn die Formulierung nicht bereits ungnstigt besetzt wre, wrde ich sagen: « Mission accomplished »!

    Der Keiler ist brigens fest in Reservistenhand. Auch der jetzige Chefredakteur trgt die Uniform nur auf Wehrbungen und ist ansonsten ziviler Journalist.

  2. Andreas Kobs Says:

    Einen schnen Gru an die Bewohner der Villa 13 und alle ihre Nachfolger.
    Andreas Kobs

  3. Paul Says:

    Damals in Bosnien hielt man eigene Feldzeitung noch fr notwendig. Fr Afghanistan wurde das nicht ins Auge gefasst. Dabei wre eine offene Debatte gerade unter Soldaten ber den Sinn des Einsatzes und die realen Erfahrungen wichtig. So folgt gerade die interne ffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr dem Motto: Tut Gutes, aber redet um Gottes Willen nicht darber.

  4. Mitwisser Says:

    Da sehen wir wieder, wie wenig Gehirnschmalz und Planung hinter den Einstzen steckt. In Bosnien gab es schon die letzten Jahre nicht mehr wirklich was zu vermelden. In Afghanistan dafr umso mehr. Wofr ist denn eine Feldzeitung gut? Doch vor allem, um der Truppe vor Ort Service zu bieten, deren Seelen ein wenig Luft durch schlaue Kritik und schmerzhafte Themen zu verschaffen. Am Hindukusch wurde das ganz schnell eingestellt, denn wie die Erfahrung zeigt, ist vor allem der « Goldstaub » die gefrchtete Leserschaft, die mit vorauseilendem Gehorsam alle Wiesen noch zustzlich grn anmalt. Kein Wunder, wenn eine Zeitung wie der Keiler am Ende mehr von Honoratioren und Ehemaligen in der Heimat gelesen wird als im stark geschrumpften Kontingent. « Innere Fhrung » soll doch Firmenphilosophie dieser Bundeswehr sein – aber wo bleibt da das Instrumentarium zur Information der Soldaten im Einsatz? Wer in der Etappe im Feldlager (heit jetzt neudeutsch Einsatzliegenschaft) bleibt, kann nur darber Eindrcke aus erster Hand bekommen. Also: Wo ist die Zeitung fr Afghanistan?

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